Der Einzelhandelsriese Walmart kündigte gestern an, seinen Einkauf in dieser Dekade weiter umzustrukturieren. In den nächsten Jahren wird der Konzern den Einkauf von Produkten bei heimischen Lieferanten um mehr als $50 Milliarden steigern. Auf diese Weise will das Unternehmen die US-Konjunktur stützen. Nachdem schon Apple und einige andere Technologiefirmen ankündigten, einen Teil ihrer Produktion wieder „nach Hause zu holen“, stellt sich die Frage, wie sich diese Entwicklung auf Niedriglohnländer wie China und Co. auswirken wird.

Eine stärke Fokussierung vieler Unternehmen auf den Heimatmarkt wird sicher Folgen für die Entwicklung der US-Handelsstatistik haben.

Langsam aber sicher zeichnet sich in den USA eine Entwicklung ab, die für klassische Produzenten- und Exportländer wie China oder andere ostasiatische Staaten brenzlig werden dürfte. Denn immer mehr US-Konzerne kündigten in den vergangenen Monaten an, ihre Produktion – oder zumindest einen Teil davon – wieder nach Hause zu holen. Gestern ging auch der Einzelhandelsriese Walmart mit der Ankündigung in die Offensive, die eigenen Einkäufe von Produkten bei heimischen Lieferanten in dieser Dekade um mehr als $50 Milliarden zu steigern.

Walmart erwirbt schon jetzt nur noch etwa 7% all seiner Einkäufe aus klassischen Niedriglohnländern. Natürlich weiß der Konzern diese Daten für sich zu nutzen, indem er damit in der Öffentlichkeit ein wirksames Marketing betreibt. Auch Apple will seine Lap Top Herstellung wieder nach Kalifornien verlagern, doch es bleibt abzuwarten, ob die Ankündigungen einer ganzen Reihe von US-Produzenten tatsächlich die erhofften Früchte tragen werden. Vielmehr ist damit zu rechnen, dass die meisten Großkonzerne, die ihre Produktion wieder „nach Hause holen“ auf eine drastische Automatisierung ihrer Werke setzen werden.

Der durch einige Experten erhoffte Schub am heimischen Arbeitsmarkt dürfte dadurch ausbleiben. Interessant wird jedoch sein, wie sich diese Entwicklung zukünftig auf die Handelsstatistik der Vereinigten Staaten auswirken wird. Seit der Rezession in den Jahren 2007 bis 2009 sind die Nettoimporte des Landes nicht mehr richtig vom Fleck gekommen, was Spiegelbild einer schwachen Konsumnachfrage unter den Verbrauchern ist. Zu den Produkten, die Walmart zukünftig wieder in den USA erwerben will gehören unter anderem Sportschuhe und Sportequipment, Bekleidung sowie Papierprodukte.

Die Meldungen über eine Aufgabe von Produktionskapazitäten und kompletten Werksschließungen in ehemals aufstrebenden Industrieregionen Chinas mehrten sich seit Sommer letzten Jahres. Vor allem westliche Konzerne scheinen China verstärkt den Rücken zu kehren. Unter anderem kündigten seitdem auch der deutsche Schuh- und Sportartikelhersteller Adidas, der Mobiltelefonriese Nokia und der Turbinen- und Windkrafthersteller Vestas an, konzerneigene Fabrik in Suzhou und anderen Industrieclustern aufzugeben.

Beitrag senden

Drucken mit Kommentaren?



href="javascript:print();"